5. August 2007, Unteruhlingen am Bodensee

Fahrradboxen I

„So was haben wir nicht, leider…“ Die freundliche junge Frau an der Museumskasse war nicht erstaunt, als wir Radwanderer mit Packtaschen, Helmen und tropfnassen Kleidern nach der Existenz von Fahrradboxen fragten. „ …aber Autofahrer habens auch schwer, die haben einen viel weiteren Weg vom Parkplatz hierher“ (nachträglich überprüft: max. 70 m). Ein – vergeblicher – Versuch des Trostes. Warum sollten wir getröstet sein, wenn es die Autofahrer auch schwer haben? Diese junge Frau war aber eine repräsentative Stimme für eine verbreitete Haltung zu Autoverkehr und Fahrradverkehr. Man rechnet auf, man rechnet gegen, man konkurriert um Platz und Privilegien. Es sind nun einmal zwei grundsätzlich unterschiedliche Verkehrssysteme mit jeweils eigenen Regeln. Das gleichzeitige Überlagern verschiedener Systeme ist der Raumplanung, dem Städtebau, dem Verkehrswesen inhärent. Aber das nachträgliche Implantieren eines System in ein anderes, wie hier das Implantieren des relativ neuen „Systems Fahrrad“ in das tradierte „System Auto“ ist eine echte Herausforderung, an der wir uns alle noch eine Weile abarbeiten werden. Hier ist viel Verständnis vonnöten und weniger Emotion.
Wir demontierten also unser Gepäck von den Rädern, schleppten es ins Museumsfoyer und belegten mit unserer kleinen Gruppe den Grossteil der kleinen, hölzernen Garderobenkästen (pro Person ca. drei Stück). Bequem ist eigentlich anders. Dachten wir.
Bis uns kurz danach eine echte Lehre in Sachen Bescheidenheit erteilt wurde. Der mehrstündige Aufenthalt im Unteruhldinger Pfahldorf über dem vom Sturm aufgewühlten See verhalf uns zu einer Ahnung von den „Bequemlichkeiten“ des bronzezeitlichen „einbaum-mobilen“ Lebens.
Wir zogen kleinlaut und besänftigt weiter.