7. März 2017, Stuttgart/Zürich

Zwei Tiefgaragen, zwei Welten

Der Vergleich ist, zugegeben, nicht ganz fair. Die Kosten beider Bauten sind unbekannt, der Nutzerkreis sehr anders, die Städte sowieso. Dennoch: Berufsbedingt kenne ich recht viele Parkgaragen und lasse mich nicht so leicht erschrecken. Doch die neue Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum „Milaneo“, hinter dem Stuttgarter Hauptbahnhof im Europaviertel gelegen, hat genau dies geschafft. Obwohl die Betreiber mit Farbe und Beschilderung ihr Möglichstes versucht haben, stellt das Ergebnis einen rechten Rückschritt in der Entwicklung von parkings als Serviceeinrichtung dar: Kein Raum, nicht mal ein Strassenraum, sondern eher eine befahrbare Haustechnikebene, konturlos, unübersichtlich, geradezu dazu prädestiniert, sich zu verirren. So also starten und beenden die Kunden des “grössten Einkaufscenters Baden-Württembergs” (ECE Projektmanagement) ihr Einkaufserlebnis. Man muss sein Auto schon sehr lieben, um sich hier freiwillig durchzuquälen. Die Alternative für Kunden: Sechs U-Bahnlinien und eine Buslinie halten direkt vor der Türe, der Hauptbahnhof ist nur zehn Gehminuten entfernt. Der Fussweg dorthin führt übrigens vorbei an der neuen Stadtbibliothek am Mailänder Platz, in ALLEM das erholsame Gegenteil des Milaneo. Das positive Gegenbeispiel zum Parkhaus selbst liegt etwas weiter weg, in Zürich. Das Opéra-Parking ist ein echtes Entrée, übersichtlich, hell, schön, verdient mit Preisen ausgezeichnet. Ein Besuch wird empfohlen. Beide Tiefgaragen wurden an der Fachtagung „Bau und Betrieb von Parkhäusern und Tiefgaragen“ in Stuttgart-Vaihingen präsentiert und markieren die beiden Pole, zwischen denen sich die Parkraum-Realität heutzutage aufspannt. L.M.