2. September 2016, Kopenhagen

Nachrüsten

Dass Kopenhagen eine Vorzeigestadt in Sachen Radverkehr ist, weiss inzwischen jedes Kind. Bei unserem diesjährigen Kreuz-und-Quer-durch-die-Stadt lag der Fokus weniger auf den Wegen, die unbestreitbar wunderbar sind, sondern auf den Abstellanlagen. Während im Kontext neuer Siedlungen grosszügiger und überdachter Parkraum für Zwei- und Dreiräder integriert wird, fallen die Lösungen in der Innenstadt eher durch Improvisiertes auf. Häuserwände, Zäune und im besten Fall “Felgenkiller” müssen ausreichen. Man mag dem chaotischen Herumstehen einen gewissen Charme abgewinnen. Es gehört halt zum Stadtbild. Bei genauerem Hinsehen geht diese „Nonchalance“ jedoch einher mit vielen recht heruntergekommenen Rädern. Ob die designverliebten Dänen die guten Räder alle in der Wohnung an die Wand hängen? Auffällig ist die prekäre Situation um den Hauptbahnhof. Auf Nachfrage bestätigt sich, was auch für Schweizer und deutsche Bahnhöfe gilt: Die unterschiedlichen Interessen von Bahngesellschaften einerseites und der Stadt andererseits sind nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Die gesetzlichen Regelungen zum Fahrradparken fruchten, wie hierzulande, nur bei Neubauplanungen sofort. Doch da, wo Parkraum für Räder mit Bewegungraum von Fussgängern konkurriert, in dichten, bestehenden Quartieren, in der City und an Mobilitäts-Brennpunkten, ist – auch in Kopenhagen – Nachrüsten noch immer eine Herausforderung. L.M.